Land- und Forstwirtschaft

Land- und Forstwirtschaft und Klima

Land- und forstwirtschaftliche Produkte sind viel mehr als Nahrung und Holz! Sie begegnen uns in vielen Bereichen des Alltags: als Mittagsessen in der Mensa, als Papier, das aus Holz hergestellt werden kann, oder als Material für unsere Kleidung. Viele Stoffe bestehen aus pflanzlichen Materialien wie Baumwolle oder Leinen. Aber auch das Dämmmaterial für Häuser kann aus nachwachsenden Rohstoffen aus der Land- und Forstwirtschaft hergestellt werden, zum Beispiel aus Holzwolle oder aus Schilf.

Die Rolle, die Land- und Forstwirtschaft bei der Klimakrise spielen, ist kompliziert. Sie sind zugleich Mitverursacher, Betroffene und Teil der Lösung der Klimakrise.

Mitverursacher

Bei der Herstellung landwirtschaftlicher Produkte entstehen klimaschädliche Treibhausgase: zum Beispiel, wenn Natur (wie Wälder, Wiesenflächen oder Moore) in Ackerfläche umgewandelt wird oder bei übermäßigem Einsatz von Düngemitteln. Beim Verdauungsvorgang von Rindern und Milchkühen entsteht zum Beispiel das Treibhausgas Methan (CH4).

Betroffene

Durch den Klimawandel nehmen extreme Wetterereignisse wie lange Dürren oder Starkregen zu. Das wirkt sich negativ auf die Ernte aus. Und auch Wälder leiden unter dem Klimawandel: Durch steigende Temperaturen und Dürren steigt zum Beispiel die Waldbrandgefahr und Pflanzenschädlinge, wie der Borkenkäfer, verbreiten sich stärker.[1]

Teil der Lösung

Böden, Bäume und andere Pflanzen können das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Durch Maßnahmen wie Schutz von Moorböden und Wäldern oder Aufforstung können die Land- und Forstwirtschaft ganz besonders zur Lösung der Klimakrise beitragen.

Treibhausgase in der Land- und Forstwirtschaft

Im deutschen Klimaschutzgesetz werden die Emissionen aus der Landwirtschaft und die Emissionen aus der Forstwirtschaft getrennt betrachtet. Der Sektor Landwirtschaft ist für ungefähr 8 % aller Treibhausgase verantwortlich.[2] Die Treibhausgasemissionen aus der Forstwirtschaft gehören zum Bereich Forstwirtschaft und Landnutzung. Sie sind in Deutschland negativ. Das bedeutet, dass durch natürliche Senken, wie Wälder oder Moore, mehr Treibhausgase gespeichert werden als neue entstehen. Neue Treibhausgase entstehen im Bereich Forstwirtschaft und Landnutzung zum Beispiel, wenn Wälder gerodet oder Moorböden trockengelegt werden, damit Felder entstehen können.

Welche Treibhausgase entstehen in der Land- und Forstwirtschaft?

In der Land- und Forstwirtschaft entstehen die Treibhausgase Methan (CH4), Lachgas (N2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Methan ist rund 25-mal so wirksam wie Kohlenstoffdioxid. Lachgas ist sehr langlebig und rund 300-mal so wirksam wie Kohlenstoffdioxid.[3]

Um die verschiedenen Treibhausgase trotz ihrer unterschiedlichen Eigenschaften miteinander vergleichen zu können, werden sie in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet.

Wo entstehen unter anderem Treibhausgase?

  • Bei der Entstehung von landwirtschaftlicher Fläche, wenn Wälder gerodet oder Moore trockengelegt werden, damit Felder und Weiden an ihre Stelle treten können. Hier entsteht vor allem CO2.  
  • Bei der Tierhaltung, besonders aufgrund von Methangas, welches beim Verdauungsvorgang von Wiederkäuern (vor allem Rinder und Milchkühe) entsteht sowie durch Lachgas, das durch tierische Ausscheidungen freigesetzt wird. Hier entstehen vor allem Methan und Lachgas.
  • Beim Anbau von Pflanzen als Nahrungsmittel für Menschen und als Futter für Tiere. Zum Beispiel durch den übermäßigen Einsatz von Düngemitteln, durch das Betreiben von Gewächshäusern oder durch landwirtschaftliche Maschinen. Hier entstehen CO2, Lachgas und Methan.

Wichtige Handlungsfelder

Bis zum Jahr 2045 will Deutschland treibhausgasneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft. Auf dieser Karte werden drei wichtige Handlungsfelder vorgestellt.

Weniger tierische Produkte

Die Haltung von Nutztieren wie Kühe oder Schweine ist für besonders viele Treibhausgase aus der Landwirtschaft verantwortlich. Weniger tierische Produkte wie Fleisch oder Milchprodukte herzustellen und zu konsumieren, ist daher eine sehr wirkungsvolle Maßnahme für den Klimaschutz. Weniger tierische Produkte bedeuten: weniger Methan, das entsteht, wenn Kühe verdauen; weniger Emissionen durch die Ausscheidungen von Nutztieren; weniger Ackerland, auf dem Tierfutter angebaut wird.

Stickstoffdünger

Stickstoff (N) ist ein wichtiger Nährstoff, den Pflanzen brauchen, um zu wachsen. Deswegen ist Stickstoff ein wichtiger Dünger in der Landwirtschaft. In Deutschland wird Stickstoff aber auch zum Problem: Oft kommt mehr Stickstoff auf den Boden, als die Pflanzen aufnehmen können und es entsteht zum Beispiel das Treibhausgas Lachgas. Um diese Lachgasemissionen zu reduzieren, braucht es einen sparsameren, gezielteren Einsatz von Stickstoffdünger.[4]

Schutz von Wäldern

Wälder spielen eine besondere Rolle beim Klimaschutz: Bäume und Waldböden sind wichtige Kohlenstoffspeicher. So tragen Wälder dazu bei, dass unvermeidbare Treibhausgasemissionen ausgeglichen werden können. Damit das so bleibt, müssen Wälder geschützt werden, zum Beispiel indem von Monokulturen* auf naturnahe Mischwälder mit verschiedenen Baumarten umgestiegen wird – diese können besser mit den Folgen der Klimakrise umgehen.[5]

*Ein Wald, in dem nur eine Baumart wächst, wird auch Monokultur genannt.

Klimaschutz konkret: Moorböden schützen

Moorböden speichern sehr große Mengen an Treibhausgasen und werden daher auch als Treibhausgassenken oder Treibhausgasspeicher bezeichnet. In Deutschland speichern Moorböden genauso viel Kohlenstoff wie Wälder – und das, obwohl Wälder ungefähr sechsmal so viel Fläche bedecken wie Moore.[6] Moorböden sind aber nicht nur für den Klimaschutz wichtig: Sie sind auch ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten.

Kohlenstoffspeicher Moor

Natürliche Moorböden sind dauerhaft nass. Die Pflanzen, die in Mooren wachsen, nehmen bei ihrem Wachstum Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und wandeln es in Kohlenstoff (C) um. Wenn die Pflanzen absterben und von Wasser bedeckt bleiben, verrotten sie nicht vollständig. So gelangt nur ein kleiner Teil des Kohlenstoffs in Form von CO2 zurück in die Atmosphäre. Der weitaus größere Teil wird im Moorboden gespeichert. Über Jahrtausende hat sich so eine dicke Schicht aus Pflanzenmaterial gebildet, der sogenannte Torf.

Moorböden und Landwirtschaft

In Deutschland wurden viele Moorböden trockengelegt, vor allem um sie für die Land- und Forstwirtschaft zu nutzen. Insgesamt sind 95 % aller Moore in Deutschland entwässert![7] Moore funktionieren aber nur als Kohlenstoffspeicher, wenn sie nass sind. Werden sie trockengelegt, kommt die Torfschicht mit Luft in Kontakt. Dadurch beginnt sie zu verrotten und der über Jahrtausende gespeicherte Kohlenstoff wird in nur wenigen Jahren als CO2 freigesetzt. Um das Klima zu schützen, müssen Moore geschützt und wieder vernässt werden.

Übrigens: Auch auf nassen Moorböden kann Landwirtschaft betrieben werden. Eine typische Pflanze dafür ist Schilf: Es kann gut mit Nässe umgehen und kann zum Decken von Dächern genutzt werden.[8]

Ein natürliches, nasses Moor verursacht 0 – 8 Tonnen CO2 pro Hektar im Jahr, ein zu Ackerland umgewandeltes Moor 37 Tonnen![9]

Werdet aktiv: Klimaschutz an eurer Schule

Klimaschutz-Aktion: Klimafreundliche Woche in der Mensa

Worum geht’s? Eine Woche lang soll möglichst klimafreundliches Essen in eurer Mensa verkauft werden. Konzentriert euch dabei auf die Vermeidung von Fleischprodukten –  hier sind die größten Einsparungen von Treibhausgasen möglich! Vielleicht könnt ihr auch versuchen, weitere tierische Produkte zu vermeiden.

Ein Beispiel: Die Zutaten für eine Portion Spaghetti Bolognese mit Rindfleisch verursachen 1,9 kg CO2. Mit veganen Zutaten (Soja und ohne Parmesan) verursacht eine Portion 625 g CO2. Die CO2-Bilanz dieser und weiterer Gerichte könnt ihr mit dem „Klimarechner für deine Küche“ vom Tagesspiegel ganz einfach selbst berechnen unter: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/co2-bilanz-von-essen-der-klimarechner-fuer-deine-kueche/ 

Gestaltet also eine vegetarische oder vegane Woche bei euch an der Schule. Informiert eure Mitschüler*innen über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Klima. Motiviert sie dazu, auf fleischfreie oder sogar vegane Gerichte umzusteigen. Sprecht mit der Schulleitung oder mit dem Cateringunternehmen: Ist es möglich, eine Woche lang nur klimafreundliche Gerichte anzubieten?

Diese Punkte solltet ihr bei der Umsetzung der klimafreundlichen Woche in der Mensa außerdem bedenken:

Planung

Legt Zuständigkeiten für die Organisation fest, entwerft einen Verlaufsplan und denkt an ausreichend Vorbereitungszeit. Tipp: Unser Projektcanvas kann dabei sehr nützlich sein.

Umfang der Aktion

Je nach euren Kapazitäten und der Bereitschaft der zuständigen Akteur*innen ist alles möglich. Ihr könnt Mitschüler*innen dazu motivieren, öfter vegetarische oder vegane Mahlzeiten zu wählen oder dauerhafte Veränderungen des Kantinenbetriebs und Essensangebots anstoßen. Und alles dazwischen.

Ansprechpartner*innen der Aktion:

Findet heraus, wer für was beim Mensabetrieb verantwortlich ist und sprecht möglichst mit allen, die am Mensabetrieb beteiligt sind.

Klimafreundlicher Speiseplan

Erstellt gemeinsam mit den Mensa-Verantwortlichen einen Speiseplan für die Aktionswoche. Inspiration findet ihr bei den Klima-Rechnern für Rezepte vom Tagesspiegel und aus dem Projekt KEEKS.

Vor- und Nachbereitung

Zum Beispiel Befragungen, Werbung (z. B. mit den Aktionsplakaten aus dem KlimaPaket Land- und Forstwirtschaft), Informationsangebote zu Klima und Ernährung oder vorausgehende Beteiligungsformate zu den Aktionsgerichten.

Eingesparte Treibhausgase

Hierbei hilft euch unsere Berechnungshilfe. Um sie nutzen zu können, müsst ihr festhalten, wie viele fleischhaltige und vegetarische / vegane Gerichte in einer normalen Woche und in einer Aktionswoche verkauft werden.

Weiteren Stellschrauben für eine klimafreundliche Mensa

  • Getränke: Leitungswasser ist klimafreundlicher als Mineralwasser.
  • Verpackungen: 1 kg Tomatensoße verursacht im Verbundkarton 25 % weniger CO2 als in der Dose!*
  • Küchenbetrieb: Mit den Materialien aus den KlimaPaketen Energie und Gebäude und der Zustimmung des Küchenpersonals (wichtig!) könnt ihr einen Energie-Check in der Küche machen.

* KEEKS-Leitfaden für die klimaschonende Schulküche, S.16. Der Leitfaden enthält auch weitere spannende Informationen rund ums Thema. Noch mehr Informationen findet ihr unter anderem bei der Vernetzungsstelle Klimagesunde Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen.

Drei weitere Ideen

Wald- oder Moor-Rallye

Macht einen Ausflug in einen Wald oder eine Moor-Landschaft in eurer Nähe. Überlegt euch vorher kleine Aufgaben, die ihr gemeinsam lösen könnt. Zum Beispiel „Fotografiere einen Moorbewohner“, „Sammle etwas Glattes, etwas Nasses und etwas Spitzes“ oder „Finde einen Ort, an dem der Klimawandel sichtbar ist“.

Entdeckt Alternativen

Es gibt viele Ideen und Konzepte für eine klimafreundlichere Ernährung, zum Beispiel der Verzehr von Insekten. Bei der Produktion von Insektenfleisch entstehen viel weniger Treibhausgasemissionen als bei der Produktion von Rindfleisch oder Schweinefleisch.[10] Außerdem brauchen Insekten weniger Wasser. Probiert es doch einmal selber aus und backt Insekten-Schoko-Kekse mit dem Insektenmehl aus dem KlimaPaket Land- und Forstwirtschaft.

Ein Rezept dafür findet ihr im Bildungsmaterial „Unser Essen und das Klima“ auf Seite 24.

Lebensmittelverschwendung

Weltweit entstehen ca. 8 – 10 % der menschengemachten Treibhausgasemissionen durch die Verschwendung von Lebensmitteln.[11] Würden wir es schaffen, weniger Lebensmittel wegzuwerfen, könnten wir unglaublich viele Treibhausgase vermeiden. Überlegt euch Lösungen, um die Lebensmittelverschwendung an der Schule und zuhause zu verringern und macht eure Klasse oder gleich die ganze Schule darauf aufmerksam!

Quellen

Land- und Forstwirtschaft und Klima

[1] Umweltbundesamt (2022a): Klimafolgen: Handlungsfeld Wald- und Forstwirtschaft. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/folgen-des-klimawandels/klimafolgen-deutschland/klimafolgen-handlungsfeld-wald-forstwirtschaft#trocken-und-hitzestress, letzter Zugriff 22.02.2023.

[2] Umweltbundesamt (2022b): Trendtabellen THG nach Sektoren. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/361/dokumente/2022_03_15_trendtabellen_thg_nach_sektoren_v1.0.xlsx, letzter Zugriff 31.01.2023.

[3] Umweltbundesamt (2022c): Lachgas und Methan. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan, letzter Zugriff 31.01.2023.

Wichtige Handlungsfelder

[4] Umweltbundesamt (2021): Stickstoff. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/stickstoff#einfuhrung, letzter Zugriff: 6.02.2023.

[5] NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (ohne Datum): Unsere Wälder: Angeschlagene Klimahelfer. Unter: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/waldbewirtschaftung/28491.html, letzter Zugriff: 6.02.2023.

[6] Umweltbundesamt (2017): Umweltschutz in der Landwirtschaft. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/170405_uba_fb_landwirtschaftumwelt_bf.pdf, letzter Zugriff: 31.01.2023.

[7] Greifswald Moor Centrum (ohne Datum): Moore in Deutschland. Unter: https://moorwissen.de/moore-in-deutschland.html, letzter Zugriff: 22.02.2023.

[8] Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Michael Succow Stiftung (Herausgeber) (2023): Mooratlas 2023. Daten und Fakten zu nassen Klimaschützern. Unter: https://www.boell.de/sites/default/files/2023-02/mooratlas2023_web_20230213.pdf, letzter Zugriff 22.02.2023.

[9] Greifswald Moor Centrum (Herausgeber) (2019): Klimaschutz auf Moorböden – Lösungsansätze und Best-Practice-Beispiele. Unter: https://www.greifswaldmoor.de/files/images/pdfs/201908_Broschuere_Klimaschutz%20auf%20Moorb%C3%B6den_2019.pdf, letzter Zugriff: 31.01.2023.

Klimaschutz an eurer Schule

[10] Quarks (2020): Insekten: Die Proteinquelle der Zukunft. Unter: https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/insekten-die-proteinquelle-der-zukunft/,  letzter Zugriff: 28.02.2023.

[11] Helmholtz-Klima-Initiative (ohne Datum): Fürs Klima: Weniger Lebensmittel verschwenden. Unter: https://www.helmholtz-klima.de/aktuelles/fuers-klima-weniger-lebensmittel-verschwenden, letzter Zugriff 6.02.2023.

Maßnahmen Klimaschutzplan

Im Jahr 2016 hat die Bundesregierung den Klimaschutzplan beschlossen. Der Klimaschutzplan beschreibt Deutschlands Weg zur Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 und enthält Ziele und Maßnahmen für bestimmte Sektoren.

Hier fassen wir die geplanten Maßnahmen im Sektor Land- und Forstwirtschaft zusammen.

Landwirtschaft

Agrarpolitische Förderung

Die Bundesregierung plant mithilfe einer Gesetzesneuerung nachhaltige Land- und Waldbewirtschaftung zu verbessern und zu fördern.

Weitere Senkung der Stickstoffüberschüsse

Stickstoff wird in der Landwirtschaft häufig als Dünger benutzt. Der Überschuss, der nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, gelangt dann in Luft, Erde und Wasser, gefährdet dort Ökosysteme und setzt Treibhausgase frei.[1] Ziel der Bundesregierung ist es, die Düngeverordnung* durchzusetzen, sodass die Stickstoffemissionen gesenkt werden. Spätestens im Jahr 2032 sollen pro Hektar Land höchstens 70 Kilogramm Stickstoff ausgebracht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die Forschung im Bereich der Düngung gefördert werden. Außerdem sollen Maßnahmen der nachhaltigen Fütterung von Nutztieren gefördert werden.

* Die Düngeverordnung beschreibt Anforderungen für effiziente und sichere Düngung, um Risiken der Verschmutzung zu verringern.

Erhöhung des Flächenanteils des ökologischen Landbaus

Ökologischer – also nachhaltiger und ressourcenschonender – Landbau soll zukünftig 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche ausmachen. Hierfür hat die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und der Beteiligung der Bundesländer eine Zukunftsstrategie ökologischer Landbau entwickelt. Im Koalitionsvertrag von 2021 wurde die Zielzahl für den ökologischen Landbau nun auf 30 Prozent bis 2030 erhöht.[2]

Stärkung der Vergärung von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft und landwirtschaftlichen Reststoffen

Wirtschaftsdünger* aus der Tierhaltung soll stärker zur Biogaserzeugung genutzt werden. Wie das nachhaltig gefördert werden kann, wird durch die Bundesregierung geprüft.

* Wirtschaftsdünger bezeichnet Dünger, der in der Land- und Forstwirtschaft genutzt wird.

Verringerung der Emissionen in der Tierhaltung

Die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln, also Fleisch- und Milchprodukte, ist für einen Großteil der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Die Bundesregierung sieht Forschungsbedarf zur Entwicklung einer nachhaltigeren Tierhaltung in Bezug auf Fütterung, Züchtung und betriebliches Management von Landwirtschaftsbetrieben. Ziel der Bundesregierung ist es, über Förderung zu erreichen, dass maximal zwei Großvieheinheiten[3] pro Hektar gehalten werden.

Vermeidung von Lebensmittelabfällen

Ein Drittel der gesamten Nahrungsmittel in Deutschland wird weggeworfen.[4] Die Bundesregierung hat das Ziel, Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. Hierfür wurde unter anderem die im Jahr 2012 gestartete Initiative „Zu gut für die Tonne” zu einer nationalen Strategie ausgebaut.

Entwicklung innovativer Klimaschutzkonzepte im Agrarbereich

Die Bundesregierung plant, Agrarforschung weiter zu unterstützen und Innovationen zu fördern.

Forstwirtschaft

Erhalt und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder

  • Die Waldfläche in Deutschland soll ausgeweitet werden. Dafür werden neue Wälder mit heimischen Baumarten gepflanzt. Wenn Waldrodungen stattfinden, soll es Kompensationsmaßnahmen geben: Eine Fläche, die mindestens so groß ist wie die Fläche, die gerodet wurde, muss wieder aufgeforstet werden.
  • Naturnahe und an den Klimawandel angepasste Wälder mit heimischen Baumarten sollen gefördert und gepflegt werden.
  • Die Bundesregierung unterstützt die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit für den Schutz, Wiederaufbau und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder.
  • Die Bundesregierung plant, Holzprodukte aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu zertifizieren, sodass beim Kauf darauf geachtet werden kann. Außerdem setzt sich die Bundesregierung dafür ein, bis 2040 EU-länderübergreifende Abkommen zu erarbeiten, um Holz aus nachhaltigem Anbau zu fördern.
  • Waldmoore sollen renaturiert werden, Entwässerungen gestoppt und nachhaltige Holzernteverfahren weiterentwickelt werden.
  • Holz ist ein knapper Rohstoff. Er sollte daher zuerst als Rohstoff und erst danach als Brennstoff verwendet werden. Diese Reihenfolge der Nutzung soll in der Holz- und Papierwirtschaft gefördert werden.
  • Es soll einfacher werden, mit Holz zu bauen, sowohl rechtlich als auch auf Materialebene. So sollen innovative Verwendungsmöglichkeiten von Holzprodukten ebenso erforscht werden wie die Möglichkeiten, Holz mit fossilen Materialien zu kombinieren.
  • Kreislaufwirtschaftm Bereich der Holzproduktion und -nutzung soll finanziell gefördert werden.
  • Es soll mehr zielgruppenorientierte Bildungsangebote zu klimabewusstem Verhalten und nachhaltiger Waldbewirtschaftung sowie Holzverwendung geben.

Landnutzung

Erhalt von Dauergrünland

In Deutschland darf Dauergrünland nur mit Genehmigungen bearbeitet werden und unter der Bedingung, dass an anderer Stelle wieder Dauergrünland entsteht. Damit soll verhindert werden, dass der Dauergrünlandanteil mehr als fünf Prozent in einem Bundesland zurückgeht. Die Bundesregierung plant daher, Grünbodenflächen stärker zu schützen, besonders wenn darin viel Kohlenstoff gebunden wird. Das trifft besonders auf Torfmoore, Dauergrünland und Feuchtgebiete zu.

Schutz von Moorböden

Die Bundesregierung strebt eine Bund-Länder-Vereinbarung zum Moorbodenschutz an. Dadurch sollen bestehende Moorflächen geschützt werden. Gleichzeitig sollen Anreize für Investitionen in ein moorbodenschonendes Wassermanagement geschaffen werden.

Die Verwendung von Torf als Kultursubstrat[6] soll eingeschränkt werden. Hierfür wird die Bundesregierung Beratungs- und Informationsmaßnahmen zur Nutzung von Torfersatzstoffen im Gartenbau anstoßen. Weiterhin wird es ein Forschungsprogramm zu Torfersatzstoffen geben.

Reduzierung des Flächenverbrauchs

Der Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsflächen (Flächenverbrauch) soll bis 2030 auf 30 Hektar* pro Tag reduziert werden. Die Bundesregierung entwickelt hierfür geeignete Planungsinstrumente. Im Jahr 2017 wurde von der Bundesregierung das Ziel festgelegt, bis 2050 eine Flächenkreislaufwirtschaft zu erreichen und dann keine neuen Flächen mehr zu verbrauchen. Dies schließt an eine Zielsetzung der Europäischen Kommission an.

* 30 Hektar sind 300.000 m2 und entsprechen einer Fläche von ca. 42 Fußballfeldern.

Quellen

[1] Umweltbundesamt (2021): Stickstoff. Unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/stickstoff#einfuhrung, letzter Zugriff: 12.04.2023.

[2] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2023): Öko-Landbau stärken: Prozess zur Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau. Unter: https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/zukunftsstrategie-oekologischer-landbau.html, letzter Zugriff: 12.04.2023.

[3]Eine Großvieheinheit entspricht einem Nutztier mit der Lebendmasse von 500 kg. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (o.D.): GV-Schlüssel KTBL. Unter: https://www.landwirtschaft.sachsen.de/gv-schluessel-ktbl-15638.html#:~:text=Basis%3A,einer%20Lebendmasse%20von%20500%20kg, letzter Zugriff: 12.04.2023.

[4] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2016): Klimaschutzplan 2050. Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung. Unter: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Industrie/klimaschutzplan-2050.pdf?__blob=publicationFile&v=4 letzter Zugriff: 02.05.2023.

[5] Kreislaufwirtschaft beinhaltet Vermeidung, Recycling, energetische Verwertung und sichere Beseitigung von Abfällen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (o.D.): Kreislaufwirtschaft. Unter: https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/kreislaufwirtschaft#:~:text=Vermeidung%20%2C%20Recycling%2C%20energetische%20Verwertung%20und,Sekund%C3%A4rrohstoffe%20zur%20Verf%C3%BCgung%20gestellt%20werden, letzter Zugriff: 13.04.2023.

[6] „Kultursubstrate sind ‘Stoffe, die dazu bestimmt sind, Nutzpflanzen als Wurzelraum zu dienen und die dazu in Böden eingebracht, auf Böden aufgebracht oder in bodenunabhängigen Anwendungen genutzt werden’ ( § 2 Nr. 8, Düngegesetz).” Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) (o.D.): Kultursubstrate. Unter: https://www.lanuv.nrw.de/verbraucherschutz/marktueberwachung/duengemittel/kultursubstrate#:~:text=Kultursubstrate%20sind%20%E2%80%9EStoffe%2C%20die%20dazu,8%2C%20D%C3%BCngegesetz, letzter Zugriff: 13.04.2023.

[7] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (o.D.): Flächenverbrauch – Worum geht es? Unter: https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/flaechenverbrauch-worum-geht-es, letzter Zugriff: 13.04.2023.